Harich

Harich
Harich,
 
Wolfgang, marxistischer Theoretiker, * Königsberg (heute Kaliningrad) 9. 12. 1921, ✝ Berlin 15. 3. 1995; ursprünglich Journalist (u. a. Leitartikler bei der »Weltbühne«), 1945/46 Mitglied der KPD, danach der SED, war 1949-56 Professor für Gesellschaftswissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost), 1953-56 Mitherausgeber und Chefredakteur der »Deutschen Zeitschrift für Philosophie«. Er kritisierte in den 50er-Jahren die DDR-Kulturpolitik und stellte die Literaturtheorie von G. Lukács in der DDR zur Diskussion. - Unter dem Eindruck der Entstalinisierungskampagne in der UdSSR (1956) wurde Harich Mittelpunkt einer Oppositionsgruppe innerhalb der SED, die unter dem Schlagwort eines »dritten Weges« zwischen Kapitalismus und dem bürokratisch-diktatorischen Herrschaftssystem der DDR einen »menschlichen Sozialismus« verwirklichen wollte. In einer Plattform fasste die Harichgruppe ihre Konzeption zusammen (Reformkommunismus). 1956 wurde Harich aus der SED ausgeschlossen und verhaftet, 1957 wegen »Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe« zu zehn Jahren Haft verurteilt, 1964 amnestiert, 1990 politisch rehabilitiert. - Seit 1964 freischaffend tätig. Er befasste sich unter theoretischen Aspekten mit Fragen der Ökologie (u. a. Plädoyer für einen Öko-Autoritarismus). 1987 wandte er sich gegen die Nietzsche-Rezeption in der DDR. 1989 wurde die Kontroverse mit seinem einstigen oppositionellen Mitkämpfer W. Janka durch diesen öffentlich gemacht, worauf Harich mit einer Replik (»Keine Schwierigkeiten mit der Wahrheit«, 1993) reagierte.
 
Weitere Werke: Zur Kritik der revolutionären Ungeduld (1971); Jean Pauls Revolutionsdichtung (1974); Kommunismus ohne Wachstum? (1975); Nietzsche und seine Brüder. Eine Streitschrift in sieben Dialogen (1994).
 
 
J. W. Görlich: Geist u. Macht in der DDR (Olten 1968).

Universal-Lexikon. 2012.

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